Perspektiven für die 1. Fastenwoche
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Vor vielen Jahren war ich einmal ein paar Tage in der Sahara. Das war eine eindrucksvolle Erfahrung.
In der Wüste gibt es viel Sonne, aber wenig Wasser. Es ist trocken. Am Tag ist es heiß, in der Nacht ist es kalt. Lebendiges gibt es wenig. Die Kargheit hat aber auch ihre Schönheit. In der frühen Morgensonne glänzen Sand und verdorrtes Gras wie Gold. In der Nacht zeigt ein Blick auf den Himmel eine Fülle von Sternen, wie man sie bei uns nur noch dort sieht, wo künstliche Lichter weit entfernt sind, z.B. in den hohen Bergen. In der Wüste ist es auch sehr still. Wenn nicht gerade andere Lebewesen in der Nähe sind, kann man nur den Wind und das Geräusch der eigenen Schritte hören. Wenn kein Wind weht und man nicht geht, hört man außer der eigenen Atmung und des eigenen Herzschlags nichts.
Die momentane Zeit mit ihren Einschränkungen und Entbehrungen hat für mich in mancher Hinsicht eine Ähnlichkeit mit der Wüste: das gemeinschaftliche Leben ist karg geworden. Lebendigkeit muss man teilweise verstärkt suchen. Distanz ist spürbar. Manche sind nahe am Verdursten.
Vielleicht hilft dabei ein Blick auf die schönen Seiten der Wüste:
- Ihr goldener Glanz kann uns darauf hinweisen, dass auch karges Leben schön sein kann, wenn es von den Strahlen der Sonne beleuchtet wird.
- Die nächtliche Wüste weitet den Blick auf die Lichter des Himmels. Die unzählbaren Sterne haben schon viele Menschen inspiriert, Fantasie angeregt und Visionen entstehen lassen.
- Die Stille der Wüste lenkt die Aufmerksamkeit auf das, was tief in uns ist. Manchmal erleben wir, dass es in uns drin sehr laut und unruhig ist, wenn wir still werden. In der Stille können wir unseren tiefsten Gefühlen gut nachspüren.
Auf die momentane Zeit bezogen ergeben sich daraus ein paar Perspektiven bzw. Anregungen für die kommende Woche:
- Ich lasse mich vom Licht Gottes anleuchten, indem ich mir täglich bewusst mache, dass ich ein geliebtes Kind Gottes bin.
- Ich schaue wieder einmal hinauf zu den Sternen – vielleicht gehe ich auch in eine Gegend, wo eher wenig künstliches Licht ist – und lasse die Größe des Himmels und der Welt auf mich wirken.
- Ich werde täglich ein paar Minuten bewusst still, schalte den Lärm des Alltags mit seinen vielen Ablenkungen ab und spüre dem nach, was ich in mir höre.
Die Wüste spricht.
Auch Gottes Stimme macht sie manchmal gut hörbar.