Perspektiven für die 5. Fastenwoche
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Mein 1-jähriges Kind lebt jeden Tag mit großem Vertrauen. Es vertraut darauf, dass es gefüttert wird, dass es gewickelt wird, dass es entsprechend der jeweiligen Temperaturen angezogen und umgezogen wird, dass die größeren Menschen aufpassen, wenn es frisch und munter die Welt entdeckt und sich auch da und dort in Gefahr begibt.
Wann habe ich so ein Vertrauen?, frage ich mich. Mein Leben schaut eigentlich ganz anders aus. Ich mache mir jeden Tag viele Sorgen. Das Versorgen der Kinder ist zwar nicht eine Sorge im engeren Sinn, aber ich kann nicht einfach darauf vertrauen, das die Grundbedürfnisse der Familie von selbst gestillt werden. Man spricht von „Sorge für“. Ich sorge für dich, ich sorge für uns, ich sorge für das Kind, ich sorge für mich, usw. Dazu kommt dann aber auch die „Sorge um“. Da geht es um Sorgen im engeren Sinn. Ich sorge mich um eine gute Zukunft für meine Kinder und für uns alle. Viele Entwicklungen sind momentan durchaus besorgniserregend. Andere sind auch gut. Ich vermute, Sorgen gehören zum Elternsein einfach dazu.
Dabei möchte ich aber etwas lernen von meinem Kind. Das Leben eines Kindes ist schön, wenn es gut umsorgt und versorgt ist. Es braucht sich um nichts zu kümmern und lebt immer in der Gegenwart. Es tut, was es tun kann und ist glücklich damit. Es sorgt sich nicht um das, was es nicht kann. Zumindest nicht in den ersten Lebensjahren. Es probiert einfach und lernt jeden Tag Neues dazu.
Manchmal können Sorgen eine Änderung im Leben bewirken. Die Sorge um die Zerstörung der Umwelt hat bei mir z.B. zu manchen kleinen Änderungen in meinem Lebensstil geführt. Eine Sorge kann also durchaus ein Motor für Veränderung sein. Allerdings tut es uns nicht gut, wenn wir uns zu sehr mit Sorgen beschäftigen, besonders wenn sie Bereiche betreffen, die wir nicht beeinflussen und ändern können.
Ich denke, es ist gut, wenn wir dort handeln oder etwas zum Besseren verändern, wo wir es können. Was außerhalb unseres Einflussbereichs liegt, können wir ruhig vertrauensvoll in andere Hände legen und uns über das freuen, was uns in unserem jeweiligen Lebensbereich gelingt und was wir gut können. So, wie es jedes kleine Kind tut.
Ich frage mich also:
- Was kann ich tun, verändern oder lernen?
- Und was ist vielleicht besser anderen oder auch Gott anzuvertrauen und loszulassen?